Was ist DAB+ Digitalradio?

Radio spielt sich weltweit in erster Linie auf UKW ab. Das Frequenzspektrum zwischen 87.5 und 108 MHz galt meistens als optimalster Verbreitungsweg für Radiosignale. Zudem geniesst UKW eine sehr hohe Akzeptanz. Schliesslich besitzen Millionen von Hörern ein UKW-taugliches Radiogerät.

Doch UKW stösst an seine Grenzen. Kein Platz für neue Programme, keine Kapazitäten für ergänzende Dienste. Und auch in qualitativer Hinsicht sind der etablierten Technik enge Grenzen gesetzt. Beschränkte Perspektiven, was die künftige Weiterentwicklung betrifft.

DAB+ (Digital Audio Broadcasting) nennt sich die digitale Technik, welche als Ergebnis des europäischen Forschungsprogramms Eureka 147 hervorgegangen ist und sich als ergänzendes Medium zu UKW versteht. DAB+ vereint die Stärken der bewährten UKW-Technik mit den Vorteilen der digitalen Übertragung.

Wie bei UKW ist es auch mit DAB+ möglich, Radio nicht nur stationär, sondern auch unterwegs zu empfangen. Andere Übertragungswege wie Kabel, Satellit oder Internet haben oftmals den Nachteil, dass der mobile Empfang nur sehr schwer oder gar nicht möglich ist. DAB+ Digitalradio eignet sich wie UKW für beide Varianten; schliesslich wurde bei der Entwicklung grossen Wert auf die Bedürfnisse des mobilen Empfangs gelegt.

Aehnlich wie bei GSM-Netzen für Handies arbeitet DAB+ Digitalradio mit einem Gleichwellennetz und macht sich auftretende Reflektionen zu Nutze. Signale aus Überlappungen von mehreren Sendern oder abgelenkte Wellen von Bergen und hohen Gebäuden führen dazu, dass das Signal letztendlich sogar verstärkt beim Empfänger ankommt. Im Gegensatz zum analogen UKW ist es bei DAB+ dank digitaler Technik sogar möglich, Störungen mittels Fehlerkorrektur zu eliminieren.

Die paketweise Übertragung von mehreren Radioprogrammen auf einer einzigen Frequenz optimiert ausserdem die Frequenzökonomie. Das führt einerseits zu einer Ausweitung der vorhandenen Kapazitäten und andererseits langfristig auch zu tieferen Übertragungskosten für die Programmveranstalter.

Mit DAB+ erlebte der DAB Standard eine Weiterentwicklung. Dank verbesserten Audio Codecs (AAC) können bei gleicher Kapazität noch mehr Programme übertragen werden. Die in der Schweiz verbreiteten DAB Programme wurden inzwischen auf DAB+ migriert.

DAB+ Receiver sind in der Lage, Programme beider Standards (DAB und DAB+) zu empfangen. Mit einem DAB Receiver der alten Generation ist der Empfang von DAB+ Programmen hingegen nicht möglich!

 

 

Vorteile von DAB+ Digitalradio?

Die digitale DAB-Technologie verfügt gegenüber dem herkömmlichen analogen Radio über zahlreiche Vorteile:

Ausweitung der Vielfalt

Je nach Komprimierung lassen sich via DAB+ Digitalradio auf einer einzigen Frequenz bis zu 24 Radioprogramme übertragen. In der Schweiz ist es üblich, über eine Frequenz bis zu 18 Radioprogramme zu verbreiten. DAB+ ermöglicht somit einen Ausbau der Programmvielfalt, welchen die Frequenzknappheit auf UKW in der Vergangenheit verhindert hat. Die digitale Vielfalt würde grundsätzlich Kapazitäten für ganz neue Programmformate schaffen – sofern diese von den Programmveranstaltern auch genutzt werden.

Neue Programme unabhängig von Kabel und Satellit

Seit der Einführung von DAB+ Digitalradio ist der unabhängige Empfang von SRF Virus, SRF Musikwelle, Swiss Classic, Swiss Jazz, Swiss Pop, Option Musique oder Radio Rumantsch direkt aus der Luft gewährleistet. Diese Programme waren zuvor nur via Kabel, Satellit oder Internet zu empfangen. Auch die SRF Musikwelle, welche bis 2008 via Mittelwelle ausgestrahlt wurde, war im Auto kaum in brauchbarer Qualität zu hören. DAB+ Digitalradio hat hier Abhilfe geschaffen!

Nach Abschluss des Sendernetzausbaus werden die Programme auch in Strassentunnels empfangbar sein. Heute beschränkt sich die Versorgung in den Tunnels noch auf eine sehr kleine Auswahl.

Platz für Spartenprogramme und neue Formate

Am 15. Oktober 2009 startete die SwissMediaCast AG ihr erstes DAB+ Ensemble, welches die Verbreitung von privaten Radiostationen in der ganzen Deutschschweiz ermöglicht. Später erfolgte der Start von regionalen Ensembles, welche ebenfalls von der SwissMediaCast AG betrieben werden. Die Versorgung verschiedener lokaler Ensembles für Städte und Ballungsgebiete wird durch die Digris AG im Rahmen des Projekt „LIMUS“ wahrgenommen.

Die neu geschaffenen Kapazitäten erlauben die Lancierung verschiedenster Spartenprogramme, beispielsweise für Oldies, Country, Rock, Dance und vieles mehr. Ausserdem könnten völlig neue Formate entwickelt werden: Newssender, Talkradio oder auch eventbezogene Programme für besondere Anlässe wie Wahlen oder Sportveranstaltungen.

Die Möglichkeit der DAB+ Verbreitung nutzen insbesondere die Spartenradios von SRG SSR, namentlich:

Radio Swiss Classic
Radio Swiss Jazz
Radio Swiss Pop

Die zum Medienhaus Ringier gehörende ENERGY Gruppe verbreitet seit 2016 ebenfalls thematische Programme:

Luna Radio (Evergreens Nonstop)
Classix Radio (Klassik Nonstop)
Radio Del Mar (Lounge + Chill-Out)
Rockit Radio (Rock)
Vintage Radio (Oldies, 60er – 90er)

Auch die AZ Medien-Gruppe nutzt die Kapazitäten von DAB+ Digitalradio für die Verbreitung von zwei zusätzlichen Spartenkanälen:

Argovia HitMix
Radio 24 Charts

Kein Frequenzsalat mehr

Mittels sogenannter Gleichwellen-Technologie werden DAB+ Programmpakete auch überregional auf einer einzigen Frequenz übertragen. Ob Sie Ihr bevorzugtes Programm nun in Basel, Bern oder Zürich hören wollen, die Frequenz bleibt immer die gleiche. Auch auf der Fahrt brauchen Sie nicht mehr manuell nach der optimalen Empfangsfrequenz zu suchen.

Ausweitung der Empfangsgebiete

Zahlreiche private Lokalradios lassen sich heute dank DAB+ in weiten Teilen der Deutschschweiz empfangen. Die SRG nutzt DAB+ zudem zur überregionalen Verbreitung aller Regionaljournale von Radio SRF1.

Konstante Empfangsqualität

Unabhängig von der Stärke des Signals erfolgt die Wiedergabe immer in der gleichen Lautstärke und Tonqualität. Schwankungen, wie sie beim UKW-Empfang in Form des sogenannten Fadings auftreten, sind ausgeschlossen. Ist das digitale DAB+ Signal zu schwach für die Wiedergabe, würde der Empfang gänzlich ausfallen oder – sofern verfügbar – automatisch auf UKW umgeschaltet.

Rauschfreies Klangerlebnis

Dank digitaler Übertragungstechnik bleiben störende Begleiteffekte wie Rauschen oder Knistern aussen vor. Je nach Kompressionsrate und verwendeter CODECs erreicht der DAB+ Digitalradio-Standard ein Klangbild welches annähernd CD-Qualität entspricht.

Reflektionen verstärken Empfangssignale

DAB+ Digitalradio arbeitet mit einem sogenannten Gleichwellennetz und macht sich dabei auftretende Reflektionen zu Nutze. Signale aus Überlappungen von mehreren Sendern oder abgelenkte Wellen von Bergen und hohen Gebäuden führen dazu, dass das Signal letztendlich sogar verstärkt beim Empfänger ankommt. Im Gegensatz zum analogen UKW ist es bei DAB+ Digitalradio dank digitaler Technik sogar möglich, Störungen mittels Fehlerkorrektur zu eliminieren.

Zusatzservice mit Datendiensten

DAB+ Digitalradio bietet auch die Möglichkeit, Datendienste für die Verbreitung von Zusatzinformationen zu nutzen. Beispielsweise können die Programmveranstalter begleitende Informationen wie Playlists, Songtexte oder Bilder von CD-Covers übertragen. Ausserdem besteht die Möglichkeit, programmunabhängige Dienste zu verbreiten (z.B. Wetter- oder Verkehrsmeldungen, Pistenberichte und vieles mehr). Zum heutigen Zeitpunkt werden in der Schweiz noch keine dedizierten DAB+ Datendienste angeboten.